Über dem roten Sofa | Mixed Media | 1997xxxxxxxxx

Katja M. Schneider, geb. 1966, überzeugte die Jury mit einer Reihe kleinformatiger Bilder, die zu ei­nem vielumfassenderen malerischen System gehören. Es handelt sich um Umsetzungen von Natureindrücken, die für sich allein und besonders auch als Ganzes malerische Fragen aufwerfen. Durch die Inszenierung im Raum entste­hen Antwortspiele zwischen den einzelnen Bildtafeln. Aus der Arbeit von Katja M. Schneider spricht ein neuer Mut zur Malerei.

Gotthard Graubner, im März 1997, anlässlich der Verleihung des Förderpreises der Stiftung Vordemberge-Gildewart  

Über dem Sofa der Freunde | Testparty | Brooklyn | NY | 2000

Das Projekt | Über dem Sofa der Freunde | 2000

Das Projekt Über dem Sofa der Freunde (2000) war ein Feldversuch über den privaten Umgang der Betrachter mit meiner Malerei. Das Konzept war im Wesentlichen das Resultat zweier Erfahrungen. Zum einen hatte ich in den vergangenen Jahren ein malerisches System entwickelt, in dem das Zusammenfügen einzelner Bilder zu größeren Inszenierungen im Raum einen immer wichtigeren Stellenwert einnahm. Diese Hängungen wiederum hatten bei vielen Ausstellungsbesuchern den Wunsch geweckt, ihre „Lieblingsbilder“ zu finden und sich eine solche Hängung in ihrem eigenen Wohnzimmer vorzustellen. Daraus entstand die Idee einer Reihe von Veranstaltungen in den Wohnungen verschiedener Freunde, wo das Auswählen und Hängen von Bildern als eine Art Gesellschaftsspiel angeboten wurde.
Das Sofa, als Gegenstand wie auch als Begriff, ist seit 1997, als die Installation „Über dem roten Sofa“ entstand, in meiner Arbeit von zentraler Bedeutung. Direkte Beteiligung der Betrachter am Prozess der Hängung konnte ich im Jahr 2000 mit der Arbeit „Hang Yourself!“ realisieren. Beide Werke blieben jedoch dem musealen Rahmen verhaftet, weshalb ich in diesem Projekt in den privaten Bereich eindringen wollte. Ich tat dies allerdings nicht persönlich, sondern über Freunde als vermittelnde Personen, welche die jeweiligen Partys organisierten. Mir war es sehr wichtig, dass die aktiv werdenden Kunstbetrachter sich keinesfalls vom Künstler beobachtet fühlten.

Im Herbst 2000 hat es eine Testparty in Brooklyn, N. Y. bei Elisabeth und Andrew Davies stattgefunden, die von Claudia de Simone organisiert wurde. Ihnen allen gilt mein ausdrücklicher Dank.

Inhalt des Bilderkoffers
  • Kiste mit 30 Bildern (Acryl auf mit Leinwand kaschierter Pappe), diese Bilder wurden als Serie speziell für den Koffer gemalt
  • 40 Blankoeinladungen, in die Zeit und Ort handschriftlich eingetragen wurden
  • Gästebuch/ Schreibutensilien
  • Polaroidkamera/ Filme
  • 2 Paar weiße Handschuhe
  • Kiste mit Postergummis und Tesastripes zum Hängen
  • 20 Exemplare des Multiples „Über dem Sofa“
  • Informationsmaterial über meine Arbeit
Beschreibung des Ablaufs

Ich übergab den Koffer an einen Freund, der sich zur Durchführung des Projektes bereit erklärt hatte. Dieser lud sich mit den beiliegenden Einladungen, die von Hand mit Ort, Datum und Zeit versehen worden waren, eine von ihm festzulegende Zahl Gäste ein und bestimmt den Ablauf der Veranstaltung. (Ob es einen Sektempfang oder ein großes Essen oder vielleicht einfach gar nichts gab…, lag im Ermessen des Gastgebers.)

Als eine Art Gesellschaftsspiel wurde im Laufe der Veranstaltung der Koffer geöffnet und den Gästen zur Verfügung gestellt. Nun wurden einzelne Gäste gebeten eine Hängung ihrer Wahl zu machen. Das konnte ein Bild sein, oder alle dreißig. Davon wurden dann Polaroidfotos gemacht, die zusammen mit möglichst vielen Eintragungen im Gästebuch zurück an mich gingen. Gerne sollten die jeweiligen Kuratoren sich mit der Hängung fotografieren lassen. Zum Dank erhielten die am Spielbeteiligten Gäste ein Exemplar des Multiples.

Der Freund spielte eine zentrale Rolle, da er das Bindeglied zwischen mir, der Malerin und den Gästen darstellte. Ihm oblag es den Koffer zu öffnen und den Teilnehmenden helfend zur Hand zu gehen.

Multiple | Über dem Sofa